Rassegna stampa

Elia Colombo ist die Schweizer Windsurf-Hoffnung (Blick 20.09.22)

Blick

Profi-Windsurfer werden in einem Land, das nicht ans Meer grenzt? Elia Colombo (26) hat diesen Schritt gewagt. Als Mitglied des «Opel Team Suisse» fährt und reist er mit seinem Mokka-e «Team Suisse» und dem Board rund um die Welt.

«Für meinen Master habe ich vier statt zwei Jahre gebraucht.» So fasst Elia Colombo (26) aus Lugano TI sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich zusammenfassen. Die Verzögerung hat gute Gründe. Der Tessiner ist ein Aushängeschild des Windsurfens in der Schweiz, überzeugt mit starken Ergebnissen national und auch international.

Eine sportliche Karriere gleichzeitig mit einer Uni-Ausbildung zu absolvieren, ist so oder so eine Leistung. Beim Windsurfen bedingt es für einen Schweizer wie Elia Colombo erst recht Entschlossenheit und Durchhaltevermögen, scheint doch ein Alpenland nicht gerade die ideale Basis, um Windsurfer zu werden.

 

Oder ist die Schweiz doch ein Windsurf-Land?

Wenn Elia gefragt wird, warum er einer der wenigen Windsurfer der Schweiz sei, räumt er sofort und lächelnd mit dem Vorurteil auf. «Sie irren sich! In der Schweiz gibt es durchaus Windsurfer. Die vielen Seen in der ganzen Schweiz eignen sich recht gut für den Sport. Klar, einige besser als andere: Das beste Beispiel ist der Silvaplanersee im Engadin.» Hier weht ständig ein starker Wind, so ist der See ein Eldorado für Windsurfer.

Auch viele andere Schweizer Seen bieten von Frühling bis Herbst gute Bedingungen. Der Winter ist hingegen nicht nur kalt, sondern auch punkto Winde ungünstig. «Dann trainieren wir am Mittelmeer oder am Atlantik in Portugal», erklärt der Profi.

Der Vorteil des Meeres

Also doch alles perfekt in der Schweiz? Nun, das Meer ist unberechenbarer und wilder als unsere friedlichen Wasserflächen. «Die Winde sind oft viel stärker, die Wellen höher, zudem dauern die Regatten in der Regel länger. Man muss hier flexibel sein und schnell auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren können.»

Auf den Seen bleiben solche Überraschungen eher aus. «Es soll nicht so wirken, dass Regatten auf Seen zweitklassig sind, aber: Sie sind normalerweise weniger anspruchsvoll. Trotzdem: Der Malojawind erreicht im Engadin Stärken von 4 bis 6 Beaufort (30 bis 50 km/h). Das kann auf dem Silvaplanersee dem erfahrensten Windsurfer das Leben schwer machen.» Umso wichtiger, um den Elementen standzuhalten, seinen «körperliche Fitness und Ausdauer.»

Die EM vor der Tür, Olympia im Kopf

Fitness und Ausdauer gehören natürlich trainiert, damit die Form zu den Saisonhöhepunkten stimmt. Dieses Jahr steht einer zwischen 15. und 22. Mai auf dem Programm: die EM in Torbole am Gardasee (It). Am Horizont warten die Olympischen Spiele 2024 in Paris – wobei die Segelwettbewerbe in der IQ-Foil-Klasse vor Marseille stattfinden werden.

«Windsurfen erfordert eine hervorragende Vorbereitung, bei der alle Muskeln beansprucht werden. Oftmals finden an einem Tag gleich mehrere Regatten statt, das bedeutet, dass wir lange auf dem Wasser sind und dass es wichtig ist, eine gute Ausdauer zu haben.» Die Vorbereitung findet nicht nur auf den Seen und Meeren, sondern auch im Fitnessstudio statt. «Ich habe einen Trainer, der mich täglich begleitet. Er gibt mir Tipps in Bezug auf Leistung und Ernährung. Und er zeigt mir, dass ich beispielsweise durch Mountainbike oder Velofahren meine Ausdauer deutlich verbessern kann.»

Zuerst im Segelboot, später auf dem Surfbrett

Windsurfen bedeutet: viele Reisen, viel Training. Wird das nicht irgendwann zu viel? Für Elia Colombo nicht. «Das Element Wasser begleitet mich seit meinem fünften Lebensjahr. Ich habe im Circolo Velico di Lugano zuerst das Segeln gelernt. Später habe ich mich fürs Windsurfen entschieden.»

Er bezeichnet sich als jemanden, der die Weiten und die Unabhängigkeit liebt. Deshalb liebe er die Freiheit, die das Windsurfen vermittelt. «Oft habe ich das Gefühl, über das Wasser zu fliegen, mit voller Geschwindigkeit … Ich würde mir wünschen, dass jede und jeder dieses Gefühl einmal erleben kann.» Auch wenn sein Vergleich gar viel Nervenkitzel verspricht: «Es ist ein bisschen, wie mit dem Auto direkt an einer Klippe dem Meer entlangzufahren. Man ist stark auf Sicherheit bedacht, während man sich vom Nervenkitzel berauschen lässt. Die unendlich scheinende Welt steht einem offen.»

Der Vergleich mit dem Autofahren macht für ihn aus einem zweiten Grund Sinn. «Weil wir so oft unterwegs sind, ist das Auto ein unverzichtbarer Partner. Es hilft uns, unser umfangreiches Gepäck zu transportieren und manchen noch unbekannten Surf-Spot unseres Planeten zu entdecken.»